Fidus, Bundeskunsthalle Bonn.

in der Ausstellung Para-Moderne 2025 in der Budeskunsthalle in Bonn.

Kluge und tiefgehende Frage – Vergeistigung des Körpers – Traum vom „neuen Menschen“

Und was meint ChatGPT zum Widerspruch zwischen „Reinheit, Natürlichkeit und Wahrheit“ und der Mehrdeutigkeit in Bezug auf das Geschlecht (vgl. [[https://marginalien.ch/der-kleine-unterschied/]]?. Er führt aus:

Das ist eine sehr kluge und tiefgehende Frage – und sie berührt einen zentralen Spannungsbogen in der Kunst und Weltanschauung von Fidus und seiner Zeit: die Beziehung zwischen Ideal, Natur, Körper und Geschlecht.
 
🧭 Widerspruch oder Konsequenz?
 
Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich wirken: Fidus propagiert „Natürlichkeit, Reinheit und Wahrheit“, stellt aber eine Figur dar, die nicht eindeutig geschlechtlich festgelegt ist. Doch genau in dieser Uneindeutigkeit könnte keine Schwäche, sondern ein bewusster Ausdruck seiner Ideale liegen.

ChatGP argumentiert überzeugend, allerdings auch vorsichtig:

🔍 Mögliche Deutungen:
 
1. Androgynie als Ideal
 

  • In vielen spirituellen und esoterischen Traditionen (etwa in der Theosophie, die Fidus kannte) gilt die Androgynie als ursprünglicher oder höherer Zustand des Menschen – jenseits der polaren Geschlechter.
  • Das androgyne Wesen symbolisiert hier Einheit, Harmonie und Transzendenz. In dieser Lesart wäre das Lichtgebet eine visuelle Darstellung des „reinen Menschen“ – nicht gebunden an Geschlechterrollen oder biologische Kategorien.

2. Natürliche Reinheit jenseits der Sexualität
 

  • Fidus verstand Nacktheit nicht als erotisch, sondern als natürlich. Die Aufhebung klarer Geschlechtsmerkmale unterstreicht möglicherweise den nicht-sexualisierten Zugang zum Körper, der in der Lebensreform so wichtig war.
  • Eine klar weibliche oder männliche Figur hätte den Blick vielleicht zu sehr in Richtung Erotik gelenkt – was seinem Anliegen der Entkörperlichung oder Vergeistigung des Körpers widersprochen hätte.

3. Das „neue Menschenbild“
 
Viele Reformbewegungen um 1900 träumten von einem „neuen Menschen“: frei von den Zwängen der Zivilisation, nicht mehr eingeengt von Konventionen, Kleidung, Dogmen – und Geschlechterbildern.
Lichtgebet könnte somit als Visualisierung eines utopischen Menschentyps gelesen werden, der weder männlich noch weiblich sein muss – sondern „wahrhaft menschlich“.

Und ChatGPT fasst zusammen:

🌀 Fazit:
 
Nein, die androgyne oder ambivalente Darstellung steht nicht im Widerspruch zu Fidus‘ Ideal von Reinheit, Natürlichkeit und Wahrheit – sie ist womöglich deren Konsequenz. Denn in seiner Weltsicht war „Natürlichkeit“ nicht das bloß Biologische, sondern das Urbildhafte, Wesenhafte, oft Transzendente. Die Figur im Lichtgebet will keine reale Person zeigen, sondern ein spirituelles Menschenideal, das über das Geschlecht hinausgeht.

Und so könnte die befragung von ChatGPT weitergehen und weiterentwickelt werden (beispielsweise als App): Die KI als personalisierter Museumsguide, der auf persönliche Beobachtungen und Fragen eingeht.