Leopold Schwarz: Daniel, Musikdramatext in 1 Akt. Brünn, 1911, Selbstverlag, Druck von Markus Kral, Brünn.
Der vielseitige Dichter und Schriftsteller, der durch seine Schriften über den Vegetarianismus besonders vorteilhaft bekannt wurde und auch in diesen Blättern mehrfach schon zum Worte kam, beschenkte die literarische Welt mit einem ganz eigenartigen Musikdrama, das den Inhalt des V. Kapitels des Buches Daniel, eines der gewaltigsten Dramen der Geschichte enthaltend, in schönen Versen darstellt. Was Heine in seinen „Belsazar“ in Balladenform besingt, das bekommt durch das Werk unseres Dichters dramatisches Leben. Es ist auffallend, dass sich noch kein Dichter fand, der diesen tragischen Stoff als Drama behandelte, [sic!] Wir wünschen nur, dass sich für dieses Musikdrama der richtige Vertoner finde, der die ihm angemessene Musik schriebe. Die schöne Arbeit von Leopold Schwarz verdient auch den richtigen, geeigneten Komponisten, der ihr passenden, musikalischen Ausdruck verliehe.
Von demselben Verfasser erschien zugleich ein Heft Gedichte unter dem Titel „Buch der Leiden, Trost- und Trutzgedichte eines Kämpfers, I.Teil, Brünn, 1911. Selbstverlag, Druck von M. Kral, Brünn.
Ein moderner Hiob spricht zu uns aus diesen Dichtungen. Ein Dulder, ein Kämpfer und Sieger, ein Mann, der seine eigenen Pfade geht, die breite Heeresstrasse, den Philisterweg meidend. Man wird, wenn man den Dichter kennt, unschwer erkennen, dass er in diesen Herzensergüssen sein ganzes, reiches Gemütsleben, sein Leid und seinen Kampf entrollt. „Durch Leid zum Licht, durch Kampf zum Sieg“ ist auch er gelangt. Die ersten acht Dichtungen sind durch die Schlussworte, welche dann die Anfangsworte der nächsten Gedichte bilden, kettenartig mit einander verbunden. Das ist sehr schön und höchst originell. Die Gedichte „Hiob“, „Heine“, das letztere zu dem Texte „Was soll mir die einsame Träne?“ wirken ergreifend und erhebend zugleich. Die Dichtung „Kein Schwert“ ist ungemein gedankenreich, den Friedensgedanken in schönen Worten verkündend. Ein nicht gewöhnlicher Poet hat uns mit einer prächtigen Gabe beschenkt. Möge sie grosse Verbreitung finden und viel gelesen werden.
Dr. M[ax] Grünfeld
Dr. Bloch’s Oesterreichische Wochenschrift (Wien), 28. Jahrg., 18. August 1911, Nr. 33, S. 555. Online