Namenlos

Namenlos

Ich bin ein Unbekannter
Am Dichter-Firmament:
Ein völlig Ungenannter,
Den nie ein Brockhaus nennt.

Nichts weiss ich von „Verleger“
Und nicht von „Selbstverlag“.
Ich hin kein Trommelschläger
Mit lautem Wirbelschlag.

Nie macht‘ ich je Reclame,
Nie hielt‘ ich mich zur Clique;
Denn nie schien mir ein „Name“
Das höchste Dichter-Glück.

Ich binde meine Garben
Ganz einsam da und dort;
Es mag mein Name darben,
Mein Lied lebt dennoch fort.

Ich bin ein einsam-schlichter,
Verborgener Poet:
Ich bin ein dunkler Dichter,
Der nur im Stillen sät.

Leopold Schwarz.

Österreichische Musik- und Theaterzeitung (Wien, Leipzig), 9. Jahrg., 15. September 1896, Nr. 2, S. 8. Online