Jüdische Gartenstadt Berlin

Die jüdische Gartenstadt-Genossenschaft wurde am 17. Februar 1918 in Berlin gegründet. Zu ihren Initianten gehörten Heinrich Loewe und Davis Trietsch.1 Zum Aufsichtsrat Vorstand gehörten Moritz A. Löb, Clara Boschwitz und [[Felix A. Theilhaber]]. Für die Propaganda war Siegried Stern verantwortlich.

Unter dem Titel „Zum Projekt einer jüdischen Gartenstadt“ kündigte etwa das Frankfurter Israelitische Wochenblatt an:

Der Ausschuß zur Vorbereitung der Gründung einer jüdischen Gartenstadt bei Berlin veranstaltet am Sonntag den 17. Februar 1918, nachmittags 4 Uhr, im Anwalthause Schöneberger Ufer Ecke Blumeshof (zwei Minuten von Potsdamer Brücke) eine öffentliche Versammlung mit folgender Tagesordnung:

  • 1. Vortrag mit Lichtbildern von Herrn Generalsekretär Adolf Otto der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft über das Thema: Die Gartenstadtbewegung.
  • 2. Vortrag von Herrn Professor Dr. Heinrich Loewe: Warum brauchen wir jüdische Gartenstädte.

An die Vorträge schließen sich eine Aussprache sowie die Gründungssitzung einer Genossenschaft zur Errichtung einer jüdischen Gartenstadt bei Berlin an.2

Satzung

Ausgerechnet durch die antisemtischen Schrift Die Weisen von Zion ist ein Paragraph der Satzungen vom 28. April 1918 überliefert:

5. Die Mitgliedschaft können erwerben:
a) Juden, die sich im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte befinden und zur Erfüllung der genossenschaftlichen Pflichten imstande sind;
b) juristische Personen, Handelsgesellschaften, Körperschaften, eingetragene Genossenschaften und andere Personenvereine mit rechtlicher Selbständigkeit, deren Mitglieder oder Inhaber Juden sind.3

Dies nimmt die Schrift als Anlass zur Bemerkung: „Wir führen dieses neuzeitige Ghetto hier auf, um zu beweisen, daß der Jude die völkischen Grenzen stets scharf zieht, wenn es sich um den Schutz seines Volkes handelt.“

Generalversammlung 1919

Am 28. Mai 1919, fand die erste Generalverammlung statt.

Liquidation 1921/22

Bereits Ende 1921 oder Anfang 1922 wurde die Genossenschaft liquidiert.4

Quellen

  • Norbert Weldler, „Zionistische Siedlungen in der Diaspora“, in: Jüdische Zeitung, 9. Jahrg., 29. Juni 1917, Nr. 26, S. 2-3. Online
  • Richard Kauffmann, „Zum Problem einer jüdischen Gartenstadt in Berlin. Gedanken zur städtebaulich-baukünstlerischen Anlage“, in: Jüdische Rundschau, 12. Jahrg., 14. September 1917, Nr. 37, S. 304-305 . Online
  • „Zum Projekt einer jüdischen Gartenstadt in Berlin“, in: Frankfurter Israelitisches Familienblatt, 16. Jahrg., 11. Januar 1918, Nr. 2, S. 3-4. Online
  • Davis Trietsch, „Jüdische Gartenstadtbestrebungen“, in: Jüdische Monatshefte für Turnen und Sport, Februar 1918, Nr. 3, S. 7-12. Online
  • „Zum Plan einer jüdischen Gartenstadt bei Berlin“, in: Frankfurter Israelitisches Wochenblatt, 16. Jahrg., 18. Januar 1918, Nr. 3, S. 3. Online
  • „Zum Projekt einer jüdischen Gartenstadt“, in: Frankfurter Israelitische Wochenblatt, 16. Jahrg., 8. Februar 1918, Nr. 6, S. 4 (Online).
  • „Jüdische Gartenstädte“, in: Das Jüdisches Echo, 5. Jahrg., 15. Februar 1918, Nr. 6, S. 69-70. Online
  • „Zum Projekt einer jüdischen Gartenstadt bei Berlin“, in: Die Wahrheit, 5. Jahrg., 22. Februar 1918, Nr. 4. S. 6-7. Online
  • „Ein jüdische Gartenstadt – in Deutschland. Eine Erwiderung von Moritz A. Loeb-Berlin“, in: Blätter, 4. Jahrg., Juni 1918, Blatt 6, S. 8-10. Online
  • [Die erste Generalversammlung…], in: Der Gemeindebote, 83. Jahrg., 20. Juni 1919, Nr. 25, S. 2. – Kurzer Bericht über die erste Generalversammlung. Online
  • „Jüdische Gartenstadt-Genossenschaft Berlin“, in: Jüdische Volksstimme, 20. Jahrg. 27. Juni 1919, Nr. 16, S. 5. Online

Literatur

  • Tobias Metzler, „Une cité-jardin juive pour Berlin ou : des (im)possibilités d’une culture urbaine juive“, in: Berlin et les Juifs, S. 53-67.

Veröffentlichungen

  • Jüdische Gartenstadt-Kolonisation, in: S. 265-279. Online – Der Beitrag folgt in der Hauptsache dem Artikel Die Gartenstadt, in: Altneuland, 1905, S. 349-363.
  • Norbert Weldler, „Zur jüdischen Gartenstadtbewegung“, in: Jüdische Zeitung, 9. Jahrg., 27. Juli 1917, Nr. 30, S. 3-4. Online
  • „Jüdische Gartenstädte“, in: Jüdisches Echo, 5. Jahrg., 15. Februar 1918, Nr. 7, S. 69-70. Online
  • Max Ermers, „Gartenstadtbewegung“, in: Jerubbaal, 1. Jahrg., April 1918, S. 40-43. Online
  • Moritz A. Loeb, „Eine jüdische Gartenstadt – in Deutschland. Eine Erwiderung“, in: Blätter, 4. Jahrg., Juni 1918, Nr. 6, S. 8-10. Online
  • Arnold Merzbach, „Noch einmal die jüdische Gartenstadt“, in: Blätter, 4. Jahrg., September 1918, Nr. 9, S. 5-7. Online
  • Eine Gartenstadt fuer Palaestina. Festgabe zum siebzigsten Geburtstag von Max Nordau, Berlin 1920.
  1. Vgl. Heinrich Loewe auf der Website Utopien und Obsessionen. []
  2. „Zum Projekt einer jüdischen Gartenstadt“, in: Frankfurter Israelitische Wochenblatt, 16. Jahrg., 8. Februar 1918, Nr. 6, S. 4 (Online). []
  3. Die Geheimnisse der Weisen von Zion, hrsg. von Gottfried zur Beek, Berlin 1919, S. 165 (Online). []
  4. Anzeige „Liquidationsbilanz der Jüd. Gartenstadt-Genossenschaft m. b. H.“, in: Jüdische Presse, 53. Jahrg., 27. Januar 1922, Nr. 4, S. 30, Online. []