Fidus, Lichtgebet.

Fidus, Lichtgebet, in der Ausstellung Para-Moderne 2025 in der Budeskunsthalle in Bonn.

ChatGPT und Kunstwissenschaft – Der kleine Unterschied – Rätselhafte Aura

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Das Bild, das du hochgeladen hast, zeigt das Gemälde „Lichtgebet“ von Fidus, dem Künstlernamen von Hugo Reinhold Karl Johann Höppener. Fidus war ein deutscher Symbolist und Vertreter des Jugendstils, der eng mit lebensreformerischen und spirituellen Bewegungen um 1900 verbunden war.

Merkmale des Gemäldes:

  • Motiv: Eine nackte, blonde Person (vermutlich weiblich oder androgyn) steht mit ausgebreiteten Armen auf einem Felsen und wendet sich dem Himmel zu.
  • Symbolik: Die Haltung wirkt wie ein Gebet oder eine spirituelle Öffnung hin zum Licht. Sie symbolisiert die Verbindung des Menschen mit dem Göttlichen, der Natur und dem Kosmos.
  • Stil: Jugendstil/Symbolismus – mit idealisierten Formen, klarer Lichtführung und einer tiefen spirituellen Aufladung.
  • Hintergrund: Ein wolkiger Himmel mit Alpenpanorama verstärkt das Gefühl von Erhabenheit, Freiheit und Naturverbundenheit.

Fidus wollte mit seinen Werken nicht nur Kunst schaffen, sondern auch spirituelle und gesellschaftliche Erneuerung anregen. Nacktheit verstand er als Ausdruck von Reinheit, Natürlichkeit und Wahrheit – frei von Scham und Konvention.

ChatGPT hat sich, jedenfalls bei diesem Bild, für die Kunstwissenschaft empfohlen. Bis vielleicht auf eine Kleinigkeit, die er notabene in Klammern setzt, wenn er konstatiert: „eine nackte, blonde Person (vermutlich weiblich oder androgyn)“? Denn für Fidus war sie männlich, ein Konsens auch in der Rezeption des Motivs. ChatGPT bringt also die Frage nach dem kleinen Unterschied ins Spiel. Damit macht er auf den Widerspruch zwischen dem Anspruch der Darstellung „von Reinheit, Natürlichkeit und Wahrheit“ einerseits und Mehrdeutigkeit andererseits aufmerksam. Oder einfach die Diskrepanz zwischen hochfliegendem Konzept und künstlerischem Können?

Die Frage nach dem Geschlecht oder möglicherweise auch der Geschlechtslosigkeit der Figur, gerade weil Fidus sie als männliche verstanden haben will, lenkt die Aufmerksamkeit von der Gestalt im Zentrum des Bildes weiter Mittelpunkt des Bildes, die dem Auge entzogen ist. Als käme dem Mittelpunkt eines Bildes nicht ohnehin eine besondere Bedeutung zu. Gleichzeitig umgibt sie das Geschöpf mit einer rätselhaften Aura. Die Vermutung von ChatGPT bringt Unruhe in die meditative Stille der Idylle. Die Frage nach der „anderen Seite“ bewirkt eine Art virtuelle Drehung des Körpers, der wie eine Statue auf einem massiven Felspodest in Szene gesetzt ist. Was hat es mit diesem Wesen auf sich?